Der Terror der Ökonomie – Viviane Forrester

Paul Zsolnay Verlag 1997 (Original 1996)  – 207 Seiten

>>Eine in 12 Kapitel zerfranste Liturgie über die Globalisierung und stille Revolution des Kapitalismus hin zu einer Arbeit vernichtenden Wirtschaftsform. Während früher die Ausbeutung durch Arbeit im Vordergrund stand, sei jetzt die Totalvernichtung der Arbeit das entscheidende Merkmal. Der Mensch sei durch seinen Arbeitswert bestimmt. Selbst diesen würde er jedoch mit der globalen Umstrukturierung verlieren. Das Kapital, die dynamischen Kräfte, ständen nicht mehr in Konkurrenz zueinander, sondern würden im Gleichschritt als Selbstzweck agieren, während der nicht mehr arbeitende Mensch an Ort und Stelle deportiert bliebe – paralysiert und zum bloßen Dahinvegetieren verdammt.

Zwischen die prinzipiellen Betrachtungen eingestreut finden sich Exkursionen über arbeitslose Vorstadtjugendliche, die zur gegenseitigen Selbstzerfleischung neigen. Und Lehrer, die als Täter der Nation, der jungen Generation jede Entwicklung und Selbstbestimmung verweigern. Schlimmster Katalysator sei die Lethargie und damit das Akzeptieren der vernichtenden Entwicklung.

 Obwohl das Buch als ökonomische Analyse daherkommt, verzichtet es fast vollständig auf Fallbeispiele. Statt Sachargumenten werden in ermüdender Eintönigkeit Gefühlseruptionen bemüht. Selbst Verweise in die Poesie, die Belletristik, die Theaterkunst bis hin zu Dantes Hölle und Shakespeares Teufel müssen als Argumente herhalten. Vielleicht das Bemühen der französischen Seniorin ihre Belesenheit zu dokumentieren. Insgesamt eine katastrophale Faselei, bei der es unklar bleibt, wo und wie sich die einzelnen Kapitel gegeneinander abgrenzen und worauf jeweils das Gewicht gelegt wird.

Das Buch – ein Ärgernis. Soziopolitphilosophisch ist im Nachhall die öffentliche Rezeption bemerkenswert. Dass das Machwerk in Frankreich, aber auch für einige deutsche Rezensenten als ein beachtenswerter Aufschrei empfunden wurde, könnte einiges über diese aussagen. Ein nostalgischer Rückfall in verklärte 68er Jahre? Revitalisierung juveniler Opposition? Haben auch Darmgefühle Anspruch auf frische Luft und dürfen raus? Pups. Note: 6 (ur)<<