Diogenes 1988 – 173 Seiten
Der Hirte Santiago lebt in stimmiger Eintracht mit seinen Schafen auf den Weiden Andalusiens. Er hat die Klosterschule abgebrochen, weil er reisen will um die Welt zu erfahren. In Dörfern entlang des Weges tauscht er Bücher, aus denen er den Schafen vorliest bis sein ihn ausfüllendes Gleichgeweicht von einem Traum gestört wird. Er träumt, dass er bei den ägyptischen Pyramiden einen Schatz finden wird. Verunsichert und zögernd sucht er Aufklärung und Rat bei einer Wahrsagerin und einem Weisen, die ihm jedoch nicht mehr sagen können als sein Traum schon ausdrückt. Dennoch bestärken sie ihn, dem Traum zu folgen.
Er verkauft die Schafherde, setzt nach Tanger über, wo er schon wenig später beraubt wird. In seiner Not hilft er einem Kristallwarenhändler, dessen Geschäft er schließlich durch Einsatz und Kreativität zum Blühen bringt. Nach einem Jahr und zwischenzeitlichem Zögern, ob er nicht heimkehren solle, schließt er sich einer Karawane an. In einer Oase glaubt er bei der Begegnung mit einer Fatima seinen Schatz gefunden zu haben. Sie ist wunderschön und könnte ihm alles bedeuten. Doch belehrt ihn ein Alchimist, seinen Weg und seine Bestimmung weiter zu verfolgen. Als die Oase überfallen wird, hilft seine weiter gereifte Intuition die Gefahr vorherzusehen und abzuwehren.
Auf der folgenden Wanderung werden Santiago und der Alchimist erneut bedroht und ausgeraubt. Achtung gezollt und damit das Leben geschenkt wird ihnen letztlich, weil es Santiago – wie vom Alchimisten angekündigt – gelingt, einen verheerenden Sturm zu entfachen. Mit Gold beschenkt wird Santiago erneut überfallen und hört am Fuße der Pyramiden von seinen Räubern einen neuen Traum. In Andalusien sei in einer von Schäfern benutzten Ruine ein Schatz verborgen. Santiago kehrt darauf in seine Heimat zurück, findet hellseherisch den Schatz und begibt sich auf den Weg zu Fatima. Er kehrt an einen Punkt seines mühevollen Lebensweges zurück, wo er zuvor schon einmal war, aber damals meinte, nicht bleiben zu können.
Ein missionarisches Märchen mit dem Tenor, aktiv seinen Lebensweg zu suchen. Die größte Lebenslüge sei das Schicksal. Fatal sei das gelähmte Sich-gehen-lassen und Rasten in gewohnten Lebensnischen. Der Weg sei beschwerlich aber voller Erkenntnisse, und daher sei der Weg selbst schon Teil des Ziels. Auf dem Weg sind viele Zeichen göttlichen Ursprungs zu deuten.
Woher aber die Gewissheit nehmen, dass es überhaupt Zeichen sind und in welche Richtung sie deuten? Es wird suggeriert, dass es ein verhängnisvolles Bemühen sei, nach alchemistischer Allwissenheit zu streben, da die Erkenntnisse in rein theoretischem Wissen verfangen blieben. Der Kopf müsse durch den Bauch ersetzt werden. Aber welcher Bauch und welche der verschiedenen Bauchgefühle sind wegweisend? Und warum ist nicht auch das stete Verweilen wie beim Kristallwarenhändler eine Erfüllung? Der Kristallwarenhändler erfüllte seinen Wunsch, nach Mekka zu pilgern, deshalb nicht, weil er dann einer wunderbaren Illusion durch die Realität beraubt wäre. Träume können auch Erfüllung sein. Und warum verlässt Santiago die von Natur und Schafen geprägte Harmonie? Warum bleibt er nicht gleich bei Fatima, sondern wechselt die Kontinente, verliert Zeiten des Glücks, um dann doch am Ende bei Fatima sein endgültiges Ziel zu finden? Der Zuwachs an innerer Ruhe, Wissen und Glück scheint den Weg nicht zu rechtfertigen, zumal er schon als Jüngling ein Naturtalent für diese Kräfte war. Und warum schwebt über allem die Unumstößlichkeit der Tradition? Wieso die aus göttlicher Hand entspringenden Gebote, die wie ein Schicksalszwang vieles unumstößlich festlegen?
Ein Buch mit vielen Widersprüchen, Plattitüden und ohne sprachliche Höhen.
Leicht zu lesen oder besser nicht zu lesen. Note: 4 ( ur ) <<