>>Alex Portney ist Sohn einer kleinbürgerlichen jüdischen Familie in New Jersey der späten Nachkriegszeit. Überbesorgte, dominante Mutter; unter Verstopfung leidender Vater und übereifriger Versicherungsvertreter und blasse, ältere Schwester Hannah. Alex ist ansehnlich, weitgehend gehorsam und mit Intelligenz gesegnet. Seine äußere Anpassung lässt ihn zwei Klassen überspringen, das beste Jura Examen machen und früh Mitglied eines Senatsausschusses werden. Im Gegensatz dazu spiegelt seine Führungsrolle im New Yorker Ausschusses für soziale Ungerechtigkeit die nicht ruhende innere Opposition wider – symbolisch für den Aufruhr auf dem konfliktgeladenen, familiären Schauplatz.
Früh entwickelt sich eine gefühlsverarmte, besessene Hypersexualität als Kompensation, innere Immigration (Onanie) und als entstellter Angriff gegen mütterliche Unterdrückung und moralische Normen. Wilde erotische Phantasien und Praktiken durchziehen die Jugend. Affären im College lassen für Alex kurz das überraschende Erleben naturbelassener Gefühle aufleuchten, ohne aber seine Seele dauerhaft zu erhellen.
Seine erotischen Ausflüge werden vor allem durch Mary Jane Reed geprägt. Sie wird bezeichnenderweise „Äffchen“ genannt – wegen der ausgeprägten Vorliebe für „Bananen“, i.e. Penisse. Äffchen ist der Gegenpol zu Alex, Agonist und Antagonist in einem. Gemeinsam ist beiden die sexuelle Fantasie und Begierde. Verschieden sind sie in der gesunden Authentizität versus pathologischer Symptomatik. Während Äffchen Erotik als zwangloses Glück leben kann, ist es für Alex ein zwanghaftes Unglück mit Suchtcharakter. Das Äffchen ist so attraktiv wie naiv, Aufsehen erregend aber dümmlich. Auf ihrer Suche nach Geborgenheit und Anerkennung ihres eigentlichen Wesens (und nicht nur ihrer Formen), bietet sie Alex eine Plattform, seine Emotionslosigkeit und Liebesarmut zu überkommen. Er bleibt jedoch hilflos in sich gefangen und konfrontiert sie statt dessen mit Anstandsregeln, Vorhaltungen und Erbauungsliteratur (!), um sie gesellschaftsfähig zu machen. So bleibt die gemeinsame Sprache der Erotik ungenutzt, um potenziell verbindende Themen in Worte zu fassen.
Ursprung von Alex kompensatorischer Hypersexualität ist die zwiespältige Mutterbindung, aus der er sich nicht befreien kann. Die Mutter jongliert mit ödipaler Annäherung (Pinkeln beibringen), peniblen Hygienezwang, Leistungsanerkennung einerseits und moralischer Ausgrenzung bis hin zur Drohung seiner familiären Verbannung andererseits. In diesem Netzwerk verfängt sich Alex. Bedrohlich umkreisen ihn die Bilder vom Selbstmord des Pianistenkindes aus dem Bekanntenkreis. Auch hier war die Familienkonstellation sehr ähnlich. Erschütternd dabei auch die öffentlich vorgetragene Selbstlüge, der Junge hätte seine Mutter über Maßen geliebt. Überschattet wird das familiäre Zerwürfnis von einer restriktiven jüdischen Religiosität, die Alex als versuchter „Kommunist“ im rebellischen Alter von 14 Jahren auf das heftigste angreift. Später stellt er diese Ablehnung mit einer aussichtslosen Reise nach Israel, dem Land seiner religiösen Heimat, auf den Prüfstand. Die Folgen beider Einflüsse von Mutter und Moral bleiben jedoch niederschmetternd: sexuelle Besessenheit mit/trotz Impotenz und Kastrationsängsten können nicht getilgt werden.
Mit großem Wissen von sich selbst und ehrlichen Genesungsabsichten berichtet Alex diese seine Geschichte als teils einfallsreichen Monolog auf der Couch des Psychiaters Spielvogel.
Sprachlich nicht ohne Reiz, teils vulgär, teils mit deutlichen Macho Akzenten. Dennoch lesenswert (für Männer?). Note: 2 – (ur)<<